Zu einer fünftägigen Reise in die Ukraine ist am Montag Pfarrer Professor Thomas Schwartz aufgebrochen. Der Hauptgeschäftsführer der Solidaritätsaktion Renovabis will vor Ort zuhören und Eindrücke sammeln, wo und wie das Osteuropa-Hilfswerk seine Projektträger vor Ort am effektivsten unterstützen kann. „Nachdem wir in den ersten Wochen nach dem russischen Großangriff auf die dramatischen Entwicklungen und die Not der Menschen reagiert haben, kommen wir nun in eine neue Phase der nachhaltigen Unterstützung“, erläutert Schwartz. „Jetzt gilt es, sich einen Überblick zu verschaffen und Perspektiven für die Hilfen zu entwickeln. Mein Eindruck beim Zusammentreffen mit Partnern in Nowowolynsk ist dabei sehr positiv – bei allem Leid und aller Zerstörung: Das so viele Jahre aufgebaute Netzwerk trägt.“
Thomas Schwartz ist zusammen mit dem Chef von Caritas International Dr. Oliver Müller in den Raum Kiew gereist. Die Werkeleiter versprechen sich von ihren persönlichen Eindrücken über die Situation vor Ort und dem direkten Gespräch mit den Menschen und Projektträgern viel.
Am ersten Reisetag standen in der nordwest-ukrainischen Stadt Nowowolynsk im Oblast Wolyn u.a. Begegnungen mit dem regionalen Caritas-Direktor Pfarrer Wolodymyr Kmet, Tetiana Stawnychy, der Präsidentin der griechisch-katholischen Caritas Ukraina und dem griechisch-katholischen Bischof von Lutsk, Josaphat Hovera, an. Besonders eindrucksvoll war die Begegnung mit Levhenia Lazarenko, einer Frau, die über Kramatorsk aus Sjewerodonezk hatte evakuiert werden können und die sich nun in der Caritas-Suppenküche nützlich macht. Sie selbst hat zweimal Haus und Hof verloren; ihr Mann kämpft weiter an der ostukrainischen Front. Gast in dem Auffanglager für Binnenflüchtlinge mit Kinderzentrum sind auch ein Säugling mit Mama und Oma, die gerade noch rechtzeitig aus Mariupol in Sicherheit gebracht werden konnten. In diesem Kind sieht Pfarrer Schwartz sinnbildhaft den Hoffnungskeim der Menschen in der Ukraine. „Durch ihren großen Zusammenhalt spürt man den existentiellen Willen durchzuhalten und das Land wiederaufzubauen. Dabei werden wir den Ukrainerinnen und Ukrainern helfen.“ Bislang geschah dies seitens Renovabis allein mit mehr als vier Millionen Euro.
Pfarrer Schwartz: „Die Menschen sehnen sich nach Frieden. Wenn man denen zuhört, die 2014 zuerst aus Luhansk und jetzt aus Sjewerodonezk fliehen mussten und die zweimal ihre gesamte Habe und die meisten ihrer Erinnerungsstücke aus ihrem ganzen Leben verloren haben, dann wirst Du demütig. Dann weißt du, dass jede Hilfe, die wir zur Verfügung stellen, wirklich sinnvoll ist. Und es macht bescheiden, zu sehen, mit wieviel Mut und Kraft diese Menschen das Leben mit allen Härten zu meistern versuchen.“