Collage aus Orchester + Plakat
57 junge Musiker aus Polen, Litauen und Deutschland üben und präsentieren gemeinsam die Friedenssinfonie „Dona nobis pacem". Die aktuelle Go-East-Jugendbegegnung ist ein grenzüberschreitendes Kulturprojekt, das sich dem Thema Frieden und Menschlichkeit widmet.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Go-East-Jugendbegegnung

Die Menschlichkeit bewahren

Die Jugendbegegnung „Die Menschlichkeit bewahren - auch in schweren Zeiten" ist ein grenzüberschreitendes Kunstprojekt. Junge Musiker aus Deutschland, Polen und Litauen proben die Friedenssinfonie „Donna nobis pacem" und bereiten eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Menschlichkeit vor.

Begegnung und Austausch: Das Zusammenwachsen von Ost und West und die
gemeinsame Gestaltung von Zivilgesellschaft in Europa lebt von Netzwerken des Dialogs, vor allem zwischen jungen Menschen. Mit unserem Förderprogramm GoEast wollen wir insbesondere katholische Akteure dabei unterstützen, ihre Ost-West-Begegnungsprojekte zu verwirklichen. Bereits bestehende Programme des europäischen Jugendaustauschs sollen auf diese Weise ergänzt werden.

Bei der Go-East-Jugendbegegnung „Die Menschlichkeit bewahren - auch in schweren Zeiten" sind junge Musiker vom Verein „Musik und Leben e.V." aus Deutschland und aus Polen ins litauische Utena aufgebrochen. Gemeinsam mit litauischen Musikern lernen sie die Geschichte ihrer Länder kennen und studieren die Friedenssinfonie „Dona nobis pacem" ein. Dazu erarbeiten sie eine Ausstellung zum Thema „Die Menschlichkeit bewahren - auch in schweren Zeiten", die immer bei den Aufführungen der Friedenssinfonie gezeigt werden soll. Ein anspruchsvolles und grenzüberschreitendes Kulturprojekt, das sich ganz dem Thema Frieden verschreiben hat. Eindrücke und Bilder von der Jugendbegegnung gibt es in unserem Reisetagebuch.

Ausschnitt der Friedenssinfonie - Dona nobis pacem

Tag 1 - Erste Station: Wschowa

Am Sonntag ging es für die deutschen Musiker auf nach Wschowa. Die erste Nacht verbrachten sie in Gastfamilien der polnischen Musiker. In Wschowa wurden wir von unserem deutschen Projektleiter Holger freudig auf unser Projekt eingestimmt. Unsere pädagogische Leiterin Nicole hat mit uns in einer Kennenlern-Runde unsere Erwartungen, unsere Ängste an die Gruppe sowie an die Leitung der Gruppe zusammengetragen und ausgewertet.

Am Montag ging es dann um 5 Uhr morgens aus dem polnischen Wschowa in Richtung Litauen nach Utena. Schon während der Busfahrt stieg die Vorfreude auf unsere Friedenssinfonie „Dona Nobis Pacem", denn Nicole hat in unseren Fahrtpausen bereits kleine Workshops eingelegt, wo die Musiker selbst die Geschichte der Länder Polens und Deutschland erarbeiteten. Nach einer sehr langen Busfahrt kamen wir um 23 Uhr Ortszeit in Utena an. Wir wurden schon sehnsüchtig erwartet und mit einem kleinen Imbiss in die Nacht verabschiedet.

Tag 2 - Die erste gemeinsame Probe

Musiker bei der Probe
Die erste gemeinsame Probe der Friedenssinfonie „Dona nobis pacem" im litauischen Utena.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Jugendliche in einem Park in Litauen
Kennenlernrunde in Utena: In drei kleinen Gruppen tauschten sich die Teilnehmer über die jeweilige Geschichte ihrer Länder aus.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Jugendliche bei einem Vortrag
Es gelang allen Gruppen schnell viele Fakten zur Historie aller drei teilnehmenden Länder Litauen, Polen und Deutschland zusammen zu tragen. Für die meisten war es ein einprägsamer und gelebter Geschichtsunterricht.
Quelle: Musik und Leben e.V.

Unser zweiter Tag begann mit einem landestypischen, süßen Frühstück. Daraufhin fuhren wir in die Musikschule in Utena. Dort wurden wir von unseren litauischen Musikern erwartet. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde machten wir uns bewusst, mit welcher Mission wir uns hier zusammengefunden haben.

Der morgendliche Impuls begleitete uns durch den ganzen Tag. Mit unserem polnischen Dirigenten probten wir zunächst den zweiten Satz unserer Friedenssinfonie, während die Leitung die Projektplanung überarbeitete. Um uns und die Geschichte unserer Herkunftsländer besser kennen zu lernen, bildeten wir drei Gruppen in welchen alle drei Nationalitäten vertreten waren. Eine kurze Spracheinheit in Litauisch sollte uns die Kommunikation erleichtern. Da es dennoch erhebliche Sprachbarrieren gab, fanden alle drei Gruppen schnell die englische Sprache als verbindend. Dadurch gelang es allen drei Gruppen schnell viele Fakten zur Historie aller drei teilnehmenden Länder Litauen, Polen und Deutschland zusammen zu tragen.

Nach einer Mittagspause wurden mit dem deutschen Dirigenten der dritte und vierte Satz der Sinfonie vertieft. Während der Präsentation der Gruppenergebnisse wurde das große Interesse füreinander deutlich. Für die meisten war es ein einprägsamer und gelebter Geschichtsunterricht. Nach dem Abendessen klang der Tag mit einer zwanglosen Gesprächsrunde aus.

Tag 3 - Ein dreisprachiges Geburtstagsständchen

Gruppenfoto am Fernsehturm im litauischen Vilnius
Bei der Exkursion nach Vilnius - hier am Fernsehturm - lernte die Gruppe viel über die Schicksale der Freiheitskämpfer Litauens.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Kathedrale in Litauen
Auf dem Weg durch die Stadt kam die Gruppe auch zur Kathedrale St. Stanislaus. Wie bei vielen Kirchen im Baltikum steht der Glockturm separat.
Quelle: Musik und Leben e.V.

Am Mittwoch machten wir uns auf den Weg zu einem Tagesausflug in die litauische Hauptstadt Vilnius. Der Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück in der Unterkunft. Und um halb neun ging es dann mit dem Bus los.

Auf der zweistündigen Busfahrt nutzten wir die Zeit um unsere Sprachkenntnisse zu erweitern. Wir lernten ein deutsches und polnisches Geburtstagslied mit Hilfe der Imitationsmethodik, da erfreulicherweise eine der Musikerinnen Geburtstag hatte. Auch eine litauische Sprach-CD kam dabei zum Einsatz.

In Vilnius, der Hauptstadt Litauens, wurden wir von einer deutschsprachigen Dolmetscherin begleitet, die uns die Stadt zeigte. Unsere Besichtigung starteten wir am Fernsehturm und dessen Museum. Hier wurden uns die Schicksale der letzten gefallenen Freiheitskämpfer Litauens vom 13. Januar 1991 näher gebracht. Danach führte uns unser Weg zum Freiheitsdenkmal, zum Parlament und zum bekannten Denkmal des Widerstandes gegen die sowjetische Besetzung. Sehr beeindruckend für alle war der Besuch der Kathedrale St. Stanislaus.

Nach dem Mittagessen in der Innenstadt ging es um 15 Uhr mit der Stadtführung an der Universität weiter. Danach ging es weiter zum Rathaus und zu einem berühmten traditionellen Käseladen vorbei. Der krönende Abschluss war die Besichtigung des goldenen Stadttores mit dem Bildnis der schwarzen Maria.

Am späten Nachmittag ging es mit dem Bus zurück nach Utena. Wir hatten viele Eindrücke und Geschichten gesammelt und viel Neues gelernt. Wir bedankten uns bei den Organisatoren und ließen den Abend nach der Ankunft in der Pension gemeinsam ausklingen.

Tag 4 - Menschlichkeit bewahren

Publikum hört gespannt zu
Die Teilnehmer hörten gespannt zu und diskutierten über aktuelle Beispiele, wie Spannungen und Streit in Gruppen entstehen können.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Karteikärtchen mit Begriffen
„Menschlichkeit bewahren" - Ein Überblick über die Begriffe, die den Teilnmehmern am wichtigsten erscheinen.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Musiker bei der Probe
Natürlich durfte auch das Proben an der Friedenssinfonie nicht zu kurz kommen. Schließlich ist für Samstag die große Aufführung geplant.
Quelle: Musik und Leben e.V.

Heute haben wir den zweiten und letzten anstrengenden Probentag bewältigt. Nachdem wir an der Musikschule in Utena angekommen sind, sollte jeder Musiker, egal ob aus Litauen, Polen oder Deutschland seine Lebenseinstellung zum Thema „Menschlichkeit bewahren" in einem Wort zusammenfassen, auf einen Zettel schreiben und diesen dann in einem Satz vorstellen, was er damit meint. Wir legten letztendlich alle Zettel nebeneinander, um uns einen Überblick zu verschaffen.

Bevor wir zur letzten Probeneinheit des Tages kamen, führten wir eine weitere Projektarbeit durch. Wir diskutierten anhand eines aktuellen Beispiels, wie Spannungen in einer Menschengruppe entstehen. Nach der Diskussion hörten wir noch einen interessanten Vortrag zum Thema Gruppendynamik. Kaputt, aber zufrieden stiegen wir in den Bus zurück zu unserer Unterkunft, in dem wir gemeinsam den Abend ruhig ausklingen ließen.

Tag 5 - Weltfriedenstag

Keramikmuseum Litauen
Töpfern hat in Litauen eine lange Tradition: beim Besuch im Töpfermuseum konnten die Musiker die unterschiedlichsten Handarbeiten bewundern und lernten auch einiges über die Geschichte des Landes.
Quelle: Musik und Leben e. V.
Partisanenmuseum in Utena / Litauen
Das partisanenmuseum in Utena: Besonders ergreifend war hier die Erzählung über die Verbannung vieler Litauer unter Stalin nach Sibirien, wo sie unter widrigen Umständen, aber dank ihres starken Glaubens versuchten zu überleben.
Quelle: Musik und Leben e. V.
Musiker bei einer Aufführung
Am Samstag war es soweit. Die erste Aufführung der Friedenssinfonie „Dona nobis pacem" im Konzertsaal der Musikschule im litauischen Utena.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Konzertsaal der Musikschule in Utena/Litauen.
Der Konzertsaal war voll und die Menschen lauschten gebannt. Für die Musiker und Gäste war die Aufführung ein beeindruckendes Erlebnis.
Quelle: Musik und Leben e.V.

Da die litauischen Musiker ihren ersten Schultag nach den Sommerferien begannen, besuchten wir, die polnischen und deutschen Teilnehmer das nahegelegene Keramikmuseum bei Utena. Viel Wissenswertes erzählte uns der „Töpferkönig" von Litauen über die Entwicklung der Töpferkunst.

Anschließend fuhren wir ins Partisanenmuseum von Utena. Besonders ergreifend fanden wir die Erzählung über die Verbannung vieler Litauer unter Stalin nach Sibirien, wo sie unter widrigen Umständen, aber dank ihres starken Glaubens versuchten zu überleben. Der Rosenkranz aus Brotkrumen im Museum ausgestellt, liefert Zeugnis ab.

Nach einer kurzen Ablauf-und Verständigungsprobe am Nachmittag führten wir das erste Konzert der Friedenssinfonie „Dona Nobis Pacem" in der Konzerthalle der Musikschule, am Weltfriedenstag vor einem begeisterten litauischen Publikum auf.

Nach dem Konzert lernten wir die litauische Gastfreundschaft kennen. Im ältesten Haus Utena's krönte uns ein Folkloreabend mit typischen litauischen Speisen unseren Tag. Tiefbewegt von der Offenherzigkeit und überschwenglichen Freude verabschiedeten wir uns in die Nacht.

Tag 6 - Krönender Abschluss

Gespräch im Klassenzimmer
Zeitzeuge Jona Volungevicius berichtete über seinen unbewaffneten Widerstand gegen die Besatzung Litauens durch die damalige UdSSR.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Die Friedenssinfonie in der Kirche „Utenos Dievo Apvaizdos parapija" - Die Kirche der Göttlichen Vorsehung in Utena.
Quelle: Musik und Leben e.V.
Alle Musiker und Sänger der Jugendbegegnung.
Quelle: Musik und Leben e.V.

Am Samstag haben wir nach einem super leckerem regionalen Frühstück bereits unsere Koffer für die Rückreise gepackt.

In unserem Morgenimpuls hat uns der Zeitzeuge Herr Jona Volungevicius über seinen unbewaffneten Widerstand gegen die Besatzung Litauens durch die damalige UdSSR berichtet. Unter anderem erzählte er, wie seine Gruppe versuchte in den anderen baltischen Staaten Mitstreiter zu finden und das er nach seiner Inhaftierung, er war vier Jahre im Arbeitslager östlich des Urals, sich nicht hat unterkriegen lassen. Außerdem war er vielen Repressalien durch den KGB ausgesetzt.

Nach dem Morgenimpuls fuhren wir zu unserem letzten gemeinsamen Mittagessen nach Utena. Nach einer kurzen Verständigungsprobe begann um 17.00 Uhr in der Kirche Utenos Dievo Apvaizdos parapija, deutsch: Kirche der Göttlichen Vorsehung Utena die Friedenssinfonie. Mit Standing Ovations, rührende Wortes des Pfarrers sowie durch einen Vertreter der Stadt Utena wurden wir für die Aufführung belohnt.

Nach der Aufführung der Sinfonie kam der traurige Teil des Tages, der Abschied. Wir mussten uns von unseren neuen litauischen Freunden und Musiker verabschieden. Erinnerungsfotos wurden gemacht, Glückwunsche und kurze Dankesreden gehalten.
Um 19.30 Uhr Ortszeit startete dann unser Bus in Richtung Wschowa / Polen. Nach einer langen Busfahrt kamen wir um 10.30 Uhr in Wschowa Ortszeit erschöpft, aber auch stolz und glücklich an. Und es hieß wieder Abschied nehmen. Dieses Mal von unseren polnischen Freunden und Musikern. Die deutschen Musiker wurden in Szlichtyngowa mit einem leckeren Frühstück zur Weiterfahrt in die Heimatstadt verabschiedet, wo wir um 15.00 Uhr schon von unseren Familienangehörigen und Freunde erwartet wurden.

Das könnte Sie auch interessieren

Gruppenarbeit

Geocache für Jugendgruppen

Bringen Sie die Themen „Heiliger Geist“ und „Pfingsten“ zur Sprache - auf spielerische Art, über eine Geocache-Schnitzeljagd. Auch ein Einstieg für die Firmvorbereitung!
Weiterlesen
Publikation

Ostwärts - Warum nicht?

Ein kleines Heft im Postkartenformat informiert über Osteuropa, die Arbeit von Renovabis und die Möglichkeit, als Freiwillige/r in Osteuropa zu arbeiten.
Weiterlesen
Inhalt erstellt: 30.08.2017, zuletzt geändert: 07.07.2021

Unsere Newsletter