FREISING. „Ein generelles Einreiseverbot für russische Staatsbürger in Länder der Europäischen Union halte ich für kontraproduktiv.“ Davon ist Pfarrer Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis überzeugt. Deswegen lehnt er es ab: „Es wäre eine Strafe für die gesamte russische Bevölkerung.“ Schwartz spricht sich dafür aus, in den Reisen von Russen in den Westen eine Chance für Begegnung und Dialog zu sehen, die es zu erhalten gelte.
Auch für den Renovabis-Chef ist es unerträglich, „wenn sich in Zeiten von russischen Raketen auf die Ukraine russische Oligarchen mit ihren Familien auf Kosten der eigenen Bevölkerung an den Stränden des Mittelmeers sonnen.“ Diese Bilder müssten durch gezielte Sanktionen verhindert werden. „Klar und deutlich lehne ich es jedoch ab, pauschal allen Staatsangehörigen der Russischen Föderation eine Einreise in die Europäische Union zu verwehren“, sagt Schwartz. Schließlich hätten sie außerhalb ihres Landes die Gelegenheit, statt staatlicher Propaganda objektive Informationen über den russischen Krieg gegen die Ukraine zu erhalten. Schwartz ist überzeugt: „Auslandsaufenthalte ermöglichen russischen Bürgerinnen und Bürgern, in einen Diskurs mit Andersdenkenden einzutreten und im Blick auf die eigene Haltung geschützt zu sein.“ Dies bedeute, dass es notwendig sei, zumindest diesen Reisekorridor offen zu halten, nachdem sonst kaum noch Kontakte und Dialog möglich seien.