FREISING. „In der Ukraine wird Kirche als sozialer Faktor wahrgenommen, der Menschen zusammenhält und ihre Anpassungsfähigkeit auch an schwierigste Lebensumstände stärkt“, das berichtete Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kyjiw-Halytsch. Am Freitagabend war das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) zu einem Besuch auf dem Freisinger Domberg. Gastgeber waren Vertreter des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis mit dessen Leiter Pfarrer Professor Thomas Schwartz. Großerzbischof Schewtschuk wurde begleitet von weiteren international tätigen Bischöfen seiner Kirche, die als Ständige Synode, dem obersten Organ dieser größten mit Rom verbundenen Ostkirche, in München eine Konferenz abhielten. Renovabis-Chef Schwartz bekundete der hochrangigen Bischofsdelegation, die rund fünf Millionen Gläubige vertritt, seinen „großen Respekt und seine Dankbarkeit für das Wirken der Kirche in Kriegszeiten“. Mit Hochachtung und Demut nehme er wahr, dass „die Priester bei den Menschen bleiben, selbst nahe der Front und in besetzten Gebieten, in schwierigsten Situationen und trotz Gefahr für das eigene Leben.“ Großerzbischof Schewtschuk brachte seinen „großen Dank für alle, stetige Hilfe der deutschen Katholiken über Renovabis und von allen mit uns fühlenden Menschen bei Euch“ zum Ausdruck.
„Der Wunsch nach Freiheit und Demokratie sowie Zusammenhalt und Solidarität nähre bis heute den Widerstand des ukrainischen Volkes gegen den russischen Aggressor“, macht der Großerzbischof klar. Darum gehe es in den letzten, mehr als zwei Jahren dieses menschenverachtenden Krieges, der ja eigentliche bereits seit 2014 andauere, wie Schewtschuk betonte. Renovabis-Hauptgeschäftsführer Schwartz weiß von Besuchen in der Ukraine, wie stark die Zivilbevölkerung von dem Krieg betroffen ist. „Die ständigen Luftangriffe, die Zerstörung von Energiezufuhr und anderen lebenswichtigen Ressourcen sollen zermürben und die Menschen empfindlich treffen. Umso beeindruckender ist deshalb, mit welcher Kraft unsere Partner, wie die griechisch-katholische Kirche mit ihren Strukturen, in der Ukraine an der Seite der Menschen sind und ihnen in der Not beistehen“. Bei den Gesprächen der Bischöfe mit den Vertretern der Solidaritätsaktion Renovabis wurde auch erörtert, wie die Bedeutung des Glaubens in Kriegszeiten zunimmt - wobei die Ukraine allerdings schon zuvor ein sehr durch den Glauben geprägtes Land gewesen sei. Extremsituationen von Tod, Verwundung, Vertreibung und Flucht zerstörten Lebensentwürfe. Da sei Religion Quelle von Sinn, von Hoffnung und für Kraft. Für Schwartz seien „gerade die UGKK ein Leuchtturm der Zukunft des Landes“, ebenso wie die römisch-katholische Kirche in der Ukraine. Besonders positiv hob der Hilfswerk-Chef die Rolle der Ukrainischen Katholischen Universität (UKU) in Lwiw hervor. Sie stärke mit der Hilfe von Renovabis die Zivilgesellschaft, das demokratische Denken und Handeln aktiver Bürgerinnen und Bürger. In den Studienjahren seit 2022 konnte Renovabis jeweils bis zu 650 Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen an der UKU mit Stipendien fördern, die sich sonst die Universitätsausbildung nicht hätten leisten können. Eine Fortsetzung der Studien-Stipendien ist auch für die anstehenden Semester des Studienjahres 2024/25 geplant.
Renovabis-Leiter Schwartz erinnerte neben den zahlreichen sozialen Projekten auch an die verlässliche Unterstützung der Kirchen durch die regelmäßigen Existenzhilfen für Priester und Ordensleute. Dies betrug allein seit dem russischen Großangriff 2022 1,75 Millionen Euro. „Für Renovabis bleibt es ein Anliegen, die UGKK darin zu unterstützen, ihren seelsorgerischen Aufgaben trotz der Einschränkungen durch den Krieg nachzukommen“, bekräftigt Schwartz. Seit 1993 hat Renovabis in der Ukraine 4.146 Projekte mit rund 143 Millionen Euro unterstützt. In den letzten beiden Jahren waren es 25,6 Millionen Euro für 377 Projekte die Menschen in und aus der Ukraine zugutegekommen sind; davon sind 40 Projekte in Nachbarländern des angegriffenen Landes investiert worden, um dort mit 3,4 Millionen Euro die Geflüchtetenhilfe zu unterstützen.