MÜNCHEN/FREISING. „In Europa brauchen wir einen offenen und ehrlichen Dialog mit einem interessierten und wertschätzenden Zuhören“, ist der Leiter der katholischen Osteuropa-Solidaritätsaktion Renovabis, Professor Thomas Schwartz, aus eigener Erfahrung überzeugt. Was zwischen einzelnen Personen gelte, gelte auch in Bezug auf die Gesellschaften und in der Kirche. Zu einem gelingenden und glaubwürdigen Dialog wolle, so Schwartz, auch der diesjährige „Internationale Kongress Renovabis“ beitragen. „Seit 1997 bildet der Renovabis-Kongress eine wichtige Dialogplattform“, berichtet Schwartz und macht deutlich:
„Wir wollen Gespräche mit Einfühlungsvermögen ermöglichen und hierzu ermuntern, gerade angesichts der häufigen Sprachlosigkeit zwischen West und Ost in Europa. Dazu gehört auch, unterschiedliche Positionen auszuhalten und dennoch miteinander verbunden und aktiv zu bleiben.“
Unverzichtbar sei dafür Interesse aneinander, Offenheit und Empathie. Schwartz bekräftigt: „Es geht uns um wertschätzenden Austausch trotz aller Unterschiede: Europas Muttersprache muss der Dialog sein. Den pflegen wir bei unserem Kongress.“
Auf dem 27. Internationale Kongress Renovabis vom 12. bis 14. September in München wird daher eigens ein halbtägiges Dialogforum angeboten. Dieses bietet den Teilnehmenden aus bis zu 30 Ländern die Chance, eigene Beiträge, Fragen und Einschätzungen einzubringen und zur Diskussion zu stellen. Solche Austauschformate zeichnen die Renovabis-Kongresse seit Jahren aus. Der diesjährige Kongress steht unter dem Titel „Freiheit, die ich meine… – Europa zwischen Aufbruch, Ernüchterung und Bedrohung“. Zum Auftakt, am 12. September, wird auch das 30-jährige Bestehen von Renovabis begangen; Altbundespräsident Joachim Gauck hält die Festrede. An den Folgetagen werden in der Hochschule für Philosophie in München die Teilnehmenden aus Deutschland und den Ländern des östlichen Europas auf die gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa in den vergangenen drei Jahrzehnten zurückblicken und Zukunftsperspektiven erörtern. Das Programm kann auch per Livestream verfolgt werden.
Es wird der Bogen geschlagen von der anfänglichen Aufbruchstimmung über eine zunehmende Ernüchterung und Skepsis gegenüber westlichen Leitbildern bis hin zur Bedrohung der Freiheit durch autoritäre Tendenzen und den Krieg gegen die Ukraine. Den Auftakt machen vier Impulsreferate: Professor Andreas Heinemann-Grüder (Bonn) und Professor Marek A. Cichocki (Warschau) beleuchten die gesellschaftlichen Entwicklungen aus politikwissenschaftlicher Sicht, während die Präsidentin der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften Professorin Sr. Helen Alford (Rom) und Professorin Klara-Antonia Csiszar (Wien/Cluj Napoca) den Schwerpunkt auf die kirchlichen Entwicklungen legen und aus sozialwissenschaftlicher und theologischer Sicht referieren.
Der zweite Kongresstag widmet sich den Herausforderungen und Aufgaben für Gesellschaft, Politik und Kirchen heute und in der Zukunft – nicht zuletzt angesichts der veränderten geopolitischen Lage in Europa. Auf dem Podium diskutieren der Bundestagsabgeordnete Knut Abraham (CDU), die orthodoxe Religionspädagogin Dr. Yauheniya Danilovich (München/Münster), der katholische Bischof Petar Palić (Mostar) und die serbische Aktivistin Sofija Todorović (Belgrad).