„Die Helden sind müde geworden“ – dieses geflügelte Wort, ursprünglich auf alternde Westernhelden wie John Wayne oder Kirk Douglas bezogen, macht heutzutage häufig die Runde. Historische Helden und Heroen, für die einst Denkmäler errichtet wurden, weil sie Halt und Orientierung in schwierigen Zeiten boten, sind inzwischen in Verruf geraten, einige werden sogar regelrecht vom Sockel gestürzt. Wenn schon nicht aktuell, dann zumindest historisch waren (und sind) Helden und Heldinnen wichtig, und genau deshalb widmet sich die Ausgabe 3/2020 der Zeitschrift OST-WEST einigen von ihnen.
Eine gewisse Unschärfe des Begriffs ist nicht zu leugnen: Was genau macht einen Helden aus? Ist es ein ungewöhnliches Leben, eine herausragende Tat, eine besondere Form des Todes? Neben dem klassischen Typus, im Heft etwa durch die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc und den russischen Nationalhelden Alexander Newski repräsentiert, gibt es auch Helden neuen Typs wie die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Eine eigene Kategorie stellen weitaus umstrittenere Personen wie der ukrainische Nationalistenführer Stepan Bandera dar: für die einen ein Held, für die anderen ein Verräter.
Vielfach entziehen sich Heldenfiguren einer klaren Zuordnung und wurden, was bei Personen, deren Wirken schon Jahrhunderte zurück liegt, immer wieder neu gedeutet, oft dabei auch missgedeutet. Ein gutes Beispiel dafür ist der tschechische Reformator Jan Hus. Interessant wäre es in vielen Fällen zu erfahren, wie sich die Helden und Heldinnen selber verstanden haben – vermutlich in den meisten Fällen nicht so, wie sie die Nachwelt heute sieht oder deutet.
- Mehr Informationen zur Ausgabe 3/2020 auf www.owep.de
- Lesen Sie im Volltext: Mutter Teresa – albanische Nationalheldin oder Heilige? von Christiane Jaenicke