Musik und Glaube
Projektbeispiel Rumänien
Musik und Spiritualität - diese Kombination funktioniert nicht nur bei den Gospel-Sängern in den USA, sondern auch bei europäischen Jugendlichen. Ein gutes Beispiel: Die „Enjoy Music Association" im rumänischen Oradea.
Menschen, die von der Kombination „Glaube und Musik“ hören, denken oft zuerst an die Gospel-Singers in den USA, die singend, schnippend und gerne lauthals mit ihren Liedern den eigenen Glauben zum Ausdruck bringen. Auch in vielen Ländern Europas funktioniert diese Verbindung zwischen Musik und Spiritualität. Ein beeindruckendes Beispiel: Junge Musiker im rumänischen Oradea. Wie europaweit zu beobachten, entfernen sich auch dort Kinder und Jugendliche zunehmend von den traditionellen Strukturen der Kirchen. Die mit viel Energie entwickelten Angebote werden auch dort nur selten angenommen. Doch sobald die Musik ins Spiel kommt, gelingt es, einen emotionalen, persönlichen Zugang zum Glauben herzustellen. Das hat sich auch die „Enjoy Music Association“ in Oradea zu Nutze gemacht. Unter der Leitung des ehemaligen Renovabis-Stipendiaten Ovidiu Lazăr und angegliedert an das Büro für Laienpastoral der griechisch-katholischen Diözese in Oradea wird auch hier der musikalische Evangelisierungsansatz umgesetzt.
Renovabis fördert den Verein seit Jahren – und die Erfolge sind beeindruckend: Im ersten Jahr unterstützte Renovabis die Einrichtung eines Musik- und Aufnahmestudio für professionellen Musikunterricht. Dann fanden dort Workshops und Sommerlager mit etwa 300 Jugendlichen statt. Die Mädchen und Jungen bildeten Musikgruppen und nahmen an Veranstaltungen teil. So wurden Gottesdienste und Andachten gestaltet und Konzerte zum Spendensammeln organisiert.
Ein Musik-Ensemble hat beim Renovabis-Partnerschaftstreffen mitgewirkt, sogar CDs wurden aufgenommen. Ein Highlight: Die jungen Musikerinnen und Musiker traten beim Stadtfest in Oradea auf der Hauptbühne auf. Dort wurden sie zwar mit der Kirchenferne manch’ anderer Künstler konfrontiert – doch der Applaus des Publikums für ihren Auftritt hat sie zu noch mehr Einsatz angespornt.
Inzwischen ist das Projekt im kirchlichen Leben in Rumänien fest etabliert, die Jugendlichen haben sich auf der Bühne bewiesen und die Kombination von musikalischer und religiöser Ausbildung erlaubt es den Jugendlichen, sich zu entfalten, Selbstvertrauen zu gewinnen, eine stabile Wertebasis zu entwickeln – und so ihre eigene Gemeinde aktiv mitzugestalten.
„Menschenfischer" stärken Jugend- und Laienarbeit
Projektbeispiel Ungarn
Wie kann man junge Menschen motivieren, sich für den Glauben zu begeistern? Sich ehrenamtlich zu engagieren, in den Gemeinden vor Ort? In der Diözese Vác gehen die Verantwortlichen ungewöhnliche Wege: Mit sogenannten „Menschenfischern"- von der Diözese beauftragten Jugendpastoral-Mitarbeitenden.
Sie nennen sich „Menschenfischer" und sind von der Diözese Vác in Ungarn eingesetzte Jugendpastoral-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Treffender lässt sich deren Arbeit kaum beschreiben: Die „Menschenfischer“ schaffen es, immer mehr junge Frauen und Männer für den Glauben zu begeistern für den Glauben. Sie motivieren für die Arbeit in den Gemeinden vor Ort, für ehrenamtliches Engagement. Die „Menschenfischer" sind aber nur ein Teil der langjährigen Bemühungen des Bistums, die Laienarbeit zu stärken und die Beteiligung und Professionalisierung gerade von jugendlichen Ehrenamtlichen zu fördern. Mit Erfolg: Inzwischen wurden zahlreiche junge Menschen aus- und fortgebildet, nicht nur als Jugendgruppenleiterinnen und -leiter in ihren Heimatgemeinden, sondern auch in vielen anderen Bereichen, etwa der Musik, im Fundraising oder in der Öffentlichkeitsarbeit.
Renovabis fördert das Projekt in Ungarn seit 2014. Anfangs arbeiteten die Verantwortlichen noch daran, einen zentralen Veranstaltungsort in Budapest aufzubauen. Mit der Zeit wurde klar, dass die Zentralisierung der sechs Jugendregionen der Diözese auch Nachteile mit sich brachte. Gerade die jüngeren Ehrenamtlichen, die zum Teil noch zur Schule gingen, konnten kaum an Veranstaltungen teilnehmen. Deshalb liegt der Fokus inzwischen mehr auf der Stärkung der einzelnen Regionen. Es gibt nach wie vor gemeinsame Veranstaltungen – wie etwa Workshops mit dem Jugendpfarrer. Viele Kurse finden inzwischen aber dezentral in den Regionen statt. Ein Umdenken, das sich bewährt hat: Denn so werden die Jugendlichen vor Ort ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und damit die Laienarbeit in der ungarischen Kirche zu stärken.
Renovabis fördert Zirkuspädagogik
Projektbeispiel Slowenien
In den Plattenbausiedlungen am Rande von Ljubljana leben viele benachteiligte Familien. Um die Kinder besser fördern zu können, geht die salesianische Organisation SKALA ungewöhnliche Wege: Sie födert die Jungen und Mädchen mit Hilfe der Zirkuspädagogik.
Das Projekt klingt erst einmal ungewöhnlich: Renovabis fördert den Zirkus Fuskabo in Slowenien. Auf den zweiten Blick entpuppt sich allerdings jeder Euro, der in das Projekt gegangen ist, als äußerst hilfreich. Denn der Zirkus Fuskabo ist kein gewöhnlicher Zirkus, sondern ein Programm der salesianischen Jugendsozialarbeits-Organisation SKALA.
In den Plattenbausiedlungen am Rand von Ljubljana leben viele sozial benachteiligte Familien. Dort betreuen die Mitarbeitenden von SKALA schon seit Jahren jeden Nachmittag etwa 30 bis 50 Kinder und Jugendliche aus der Siedlung. Es gibt Hausaufgabenhilfe in einem Raum der städtischen Bücherei, es gibt einen Sportplatz zum Toben und Spielen – und es gibt den Zirkus Fuskabo.
Vor einigen Jahren begann SKALA, die Kinder und Jugendlichen auch mit der relativ neuen Methode der Zirkuspädagogik zu betreuen. Renovabis hat SKALA dabei finanziell unterstützt – und inzwischen ist klar, dass die Methode sehr wirkungsvoll ist. Sie hilft besonders Kindern und Jugendlichen, die Konzentrationsschwierigkeiten haben. Und so wird geturnt, jongliert, balanciert oder durch die Luft gewirbelt – und neben spektakulären Zirkustricks lernen die Jungen und Mädchen, geduldig zu sein, in der Gruppe zu arbeiten, zuzuhören und viele andere soziale Fähigkeiten, die in ihrem weiteren Leben wichtig sind.
Inzwischen ist das Renovabis-Projekt zwar abgeschlossen, doch mit der Unterstützung der deutschen Spender ist es dem Zirkus mittlerweile gelungen, öffentliche Gelder einzuwerben und sich darauf regelmäßig verlassen zu können. Quintessenz: Viele benachteiligte Kinder und Jugendliche profitieren von der Zirkuspädagogik profitieren.
Den Glauben leben können und die Frohbotschaft weitergeben
Projektbeispiel Georgien
Für die Menschen in der kleinen georgischen Gemeinde Gardabini ist es schwierig, den Gottesdienst zu besuchen: Die Fahrt dauert einfach zwei Stunden dauert und ist sehr teuer. Doch jetzt wird mit Hilfe von Renovabis ein eigenes Gemeindezentrum gebaut.
Glaube braucht Gemeinschaft und Gemeinschaft braucht Raum. Doch was tun, wenn der Raum fehlt? Wenn der Weg zur nächsten Pfarrei zu weit ist, wenn Privathäuser als Notlösung herhalten müssen? Die Katholiken in der kleinen assyrisch-chaldäischen Gemeinschaft in Gardabani kennen das: Dort gibt es 400 Gläubige, darunter 120 Kinder und Jugendliche. Bisher haben die Menschen an den Gottesdiensten und Veranstaltungen der assyrisch-chaldäischen Pfarrei in Tiflis teilgenommen. Doch die Reise ins 45 Kilometer entfernte Tiflis ist zeitaufwändig – mit Marschrutkas (kleinen Sammeltaxis, die in vielen Nachfolgestatten der Sowjetunion verkehren) dauert die einfache Strecke etwa zwei Stunden, zudem ist die Fahrt sehr teuer angesichts des kleinen Einkommens der meisten Menschen.
Doch jetzt ist Abhilfe in Sicht: Mit Unterstützung von Renovabis wird ein Gemeindezentrum für die chaldäisch-katholische Kirche in Gardabani errichtet. Das Grundstück konnte dank finanzieller Hilfe aus den USA schon gekauft werden, jetzt geht es an den Bau des Zentrums. In dem Gebäude entsteht eine Kapelle, mehrere Gruppenräume sind vorgesehen sowie eine kleine Küche und zwei Apartments. Wenn alles fertig ist, haben die beschwerlichen Reisen nach Tiflis ein Ende: Dann wird vor Ort Katechese für die Heranwachsenden möglich sein; dann wird es Nachmittagunterricht geben; dann wird der Kirchenchor die uralten ostkirchlichen Gesänge proben; dann wird neben Englisch und Georgisch auch das Aramäische, die Sprache Jesu, gepflegt werden.
Vor allem aber: Die vielfältigen Angebote im neuen Gemeindezentrum sollen über die eigene Gemeinschaft hinaus zielen und offen sein für alle Gläubigen. Damit wird der Dialog mit anderen christlichen Konfessionen vertieft und die Menschen in der Kaukasus-Gemeinde haben genug Raum, um gemeinsam ihren Glauben an Christus zu leben.
Eine bewegte Geschichte
Die kleine assyrisch-chaldäische Gemeinschaft im Kaukasusstaat Georgien hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Ihre Ursprünge reichen zurück bis in die Zeiten, als der Südkaukasus umstrittenes Territorium zwischen osmanischem Reich, Sassanidenreich und dem zaristischen Russland war. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde 1995 in Tiflis eine assyrisch-chaldäische Pfarrei gegründet, die die über ganz Georgien verstreuten Gläubigen betreut. Im Jahr 2009 wurde – mit Hilfe von Renovabis – ein eigenes Gotteshaus eingeweiht. Insgesamt zählt die Gemeinschaft etwa 2400 Gläubige, der Großteil davon lebt in Tiflis.